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Nachrichten > Politik und Gesellschaft

Neuer Vorstand soll’s richten


Der neue Vorstand von Fairness e.V.: (v.l.) Gerda Pracht (1. Vorsitzende), Dina Schreider (2. Vorsitzende), Petra Milverstedt (Schatzmeisterin kommissarisch) und Susanne Gimm (Schriftführerin). (Foto:Weyrauch)

(hr) (Quelle:Eberb.Ztg.) Im dritten Anlauf gelang dem Verein Fairness auf seiner Jahresversammlung kürzlich die Neuwahl des Vorstands. Andernfalls hätte das vom Verein getragene Frauenhaus in Eberbach aufgelöst werden müssen. Doch trotz neuer Führung ist die Zukunft der Einrichtung offen, die in Not geratenen Frauen und deren Kindern Schutz bietet.
Das Projekt "Fairness" wurde im März 1998 gegründet, um eine Institution für Frauen und Kinder in Not zu schaffen. Das Projekt bestand aus einem Verein und einem Unternehmen. Der dritte Ableger von "Fairness" ist der Pflegebereich, der seit zwei Jahren als GmbH selbstständig ist und mit dem Verein nichts mehr zu tun hat.
Das Unternehmen Fairness hat unter anderem Trainingsmaßnahmen für Arbeitslose und Wiedereinsteiger in der Beruf durchgeführt. Die scheidende Vorsitzende Marianne Gumbel berichtete auf der Jahresversammlung, dass diese Maßnahmen vom Arbeitsamt nicht mehr finanziert wurden, und das Unternehmen folglich bereits im Oktober 2003 Insolvenz beantragt hat. Wie Gumbel erklärte, ist das Verfahren mit einem Heidelberger Insolvenzverwalter noch nicht beendet.
Der derzeit noch bestehende Verein hat 25 Mitglieder und unterhält in Eberbach zwei Wohnungen für Frauen und Kinder in Not. Zusätzlich gibt es dafür eine Nachbetreuung und ein Nottelefon, das 24 Stunden besetzt ist.
In den vergangenen beiden Jahren seien die Wohnungen gut ausgelastet gewesen, sagte Gumbel. 2002 wohnten dort 26 Frauen und 29 Kinder, womit die Belegung bei 92 Prozent lag. 2003 wurden 32 Frauen und ebenfalls 29 Kinder aufgenommen, wegen Platzmangels mussten 32 Frauen und 66 Kinder abgewiesen werden. Dieses Jahr ist die Belegung schon jetzt nach einem halben Jahr bei 136 Prozent, was bedeutet, dass die Wohnungen überfüllt sind. In Baden-Württemberg gebe es etwa 40 Frauenhäuser, sagte Gumbel. Nach Möglichkeit würden die Frauen nicht an ihrem Wohnort untergebracht.
Aus privaten Gründen stellte sich Gumbel nicht mehr zur Wiederwahl. Die zweite Vorsitzende Ana Marija Benzig stand aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für ein Amt zur Verfügung. Die acht anwesenden Damen wählten dann den neuen Vorstand. Gerda Pracht ist neue Vorsitzende. Die gelernte Sozialarbeiterin lebt erst seit Mai in Eberbach. Von ihrem bisherigen Wohnort auf Rügen bringt sie nach eigener Auskunft viel Erfahrung mit Frauenhäusern mit. Sie will das Thema "Gewalt in Familien", das gerne tot geschwiegen werde, in der Öffentlichkeit stärker in den Vordergrund stellen.
Dina Schreider wurde zu ihrer Stellvertreterin gewählt, Susanne Gimm zur Schriftführerin und Petra Milverstedt bleibt kommissarisch bis Ende September Schatzmeisterin. Angelika Wechselberger und Linda Susanne Dausch wurden mit ihrem vorherigen Einverständnis in Abwesenheit zu Kassenprüferinnen gewählt.
Die Formalia inklusive der Entlastung des alten Vorstandes waren damit glücklich über die Bühne gegangen. Dennoch stellen sich für die Zukunft des Vereins Fragen. Unklar ist die Finanzierung der Arbeit des Vereins. Über den Stand der Insolvenz des Unternehmens Fairness war nichts zu erfahren, da der zuständige Insolvenzverwalter aus der renommierten Heidelberger Kanzlei Wellensiek Grub und Partner zurzeit in Urlaub ist.

02.08.04

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